Freitag, 24. Dezember 2010

Das Weihnachtsspiel


Alle Jahre wieder, blablablablabla... wer kennt es nicht? Die Zeit der Besinnlichkeit und der Harmonie hält Einzug in gemütlich geschmückte Räumlichkeiten, der Duft von Tannennadeln und frisch geschälten Orangen liegt in der Luft, andauernd sitzt man auf den Resten von Wal- und Erdnussschalen herum und es wird einem schlecht von zu viel Plätzchen.

Die perfekte Zeit für ein Spiel zu eben diesem Thema. Und dieses Mal gibt’s keine Neuheit der Spiel’10, sondern einen richtigen Klassiker. Das „Weihnachtsspiel“.

Und worum geht’s jetzt in diesem Spiel?

Ähm... hallo? Um Weihnachten natürlich. Und alles, was dazu gehört. Schenken, beschenkt werden, Verwandte pesten... öhm, besuchen, Verwandte einer Horde Hunnen gleich in die eigene Wohnung einfallen lassen und und und. Möglichkeiten, Möglichkeiten, Möglichkeiten. So was mag ich ja schon gerne.

Und wie geht dieses Spiel jetzt?

Gleich das Besondere vorweg: man kann es NUR vom 24.12 – 26.12 spielen. Auch mal was Neues. Ein Spiel, das an bestimmte Tage gebunden ist. Sicher ein Wagnis, so was auf den Markt zu bringen, aber da es sich schon dermaßen lange in der Welt hält, sieht es so aus, als würde der Verlag da nichts falsch machen.

Hallo? Ich hab gefragt, wie dieses Spiel jetzt geht....

Ja, ja, ja... schon gut. Also:

Mindestspieleranzahl ist zwei. Maximale Spieleranzahl: unbegrenzt. Das ist so ziemlich fast einmalig in der Spielwelt.

Man fängt im Idealfall 2 Monate vor dem eigentlichen Spiel mit den Vorbereitungen an. Zur Not geht es aber auch noch am 24.12... aber dann bekommt das Spiel eine sehr hektische und sehr anstrengende Note. Ich habe bereits beides ausprobiert und festgestellt: man sollte sich weit im Vorfeld vorbereiten.

Ey... komm mal zum Punkt... der durchschnittliche Leser eines solchen Blog liest maximal fünf Minuten am Stück!!!

Ja doch! Spielbeginn der Hauptphase ist dann der 24.12, gegen Vormittag. Spielziel: schlicht und ergreifend überleben.

Und das ist gar nicht so einfach, denn der Tod lauert bei diesem Spiel hinter jeder Ecke. Wobei „Tod“ sowohl das Scheiden aus dem Leben beinhalten kann, als auch das „Sterben im Ansehen der Familie und/oder Freunde“.

Man hat im Vorfeld mehrere Wahlmöglichkeiten, wo man Weihnachten verbringen kann. Z.B:

-       bei den Eltern. Todesgefahr hier: der kochenden Mutter im Weg sein, der dekorierenden Mutter im Weg sein, im obligatorischen Weihnachtsstreit der Eltern zwischen die Fronten geraten.
-       Bei der Freundin/dem Freund. Gefahrenzonen hier: dem Dekowahn im Weg stehen, in vorzeitigen Streit wegen Nichtigkeiten geraten, den Eltern (ihren oder seinen) nicht Bescheid gesagt haben, dass heute hier gegessen wird, Geschenk für den/die Liebste/n vergessen

Hat man diese Gefahrenzonen überwunden, lauert die nächste Falle bereits um die Ecke: das Weihnachtsessen. Wer hier nicht Karten wie „Sich beherrschen“ oder „Danke, Mama, nicht mehr!“ oder „Schnell eintretendes Sättigungsgefühl“ auf der Hand hat, gerät in Gefahr, zu viele Völle-Chips zu sammeln, die das Körpertableau nicht mehr verwerten kann. Verstopfungen können die Folge sein, Bewegungsstarre und falls die Chips die Marke „komplett überfressen mit allet“ erreicht haben, auch der Ausfall des vegetativen Nervensystems. Gar nicht schön, denn dann scheidet man aus.

Hat man diese, zugegeben sehr schwere Hürde, des Spiels überwunden, kommt auch schon die Nächste um die Ecke gekrochen:

-       Die Geschenke. Schlau, wer hier im Vorfeld ein paar Aktionen auf seinem Research-Tableau investiert hat, um für alle am Fest teilnehmenden die richtigen Geschenke zu kaufen. Hat man das richtige gekauft, steigt der Sympathieanzeiger der eigenen Farbe. Je richtiger es war, desto mehr. Das hilft nicht nur dem Ansehen (bringt Siegpunkte zum Schluss), sondern auch der Verdauung, denn es entspannt den eigenen Körper und man kann massig Völle-Chips abbauen.
Hat man aber das Falsche gekauft... der Leser kann es sich denken. Der Körper verspannt, man darf keine Chips mehr abbauen, weil der Sympathieanzeiger in den Keller sinkt und auch hier ist das Ausscheiden durch den plötzlichen Ausfall sämtlicher Körperfunktionen möglich.

Dann geht das Spiel in die Nacht-Phase. Die Spieler, die Heiligabend überlebt haben, dürfen Völle-Chips abbauen (abhängig von ihrem Sympathieanzeiger) und sind so dem Tod ein bisschen von der Schüppe gehüpft....

... aber nur kurz. Denn jetzt kommt das wirklich gemeine an dem Spiel:

Die Heiligabendphase wiederholt sich noch zwei Mal. Je 1x für jeden Feiertag.

Konnte man im Vorfeld Karten wie „Zwangsbesuch bei Oma/Tante/Sonstige Sippschaft“ abwerfen, kann man hier massig Völle-Chips abbauen und gerät auch nicht in Gefahr, ins „Durch falsche Geschenke komplett lächerlich gemacht“ Niveau der Sympathieanzeige zu rutschen.

Diese Karten loszuwerden ist aber fast ein Ding der Unmöglichkeit. Das kann man im Grunde nur durch eine einzige Kombination von Karten, nämlich:

-       Unfall, bei dem man sich beide Beine gebrochen hat
-       Ansteckende und tödlich verlaufende Trophenkrankheit
-       Ins Koma gefallen

Ich spiele dieses Spiel jetzt schon recht lange und ich habe diese Kombo noch NIE auf der Hand gehabt.

Man kann natürlich versuchen, die „Besuchs-Karten“ nicht zu spielen... aber das bringt A: dermaßen viele Minuspunkte ein und B: sinkt der Sympathieanzeiger so weit nach unten, man kann ihn im Grunde aus dem Fenster schmeißen.

Ich muss glaube ich nicht erwähnen, dass die Todesgefahren durch Dekowahn und „im Weg stehen“ auch an beiden Feiertagen akut sind.

Und hatte man Pech und man bekommt die Karte „Gemütlichere Weihnachten durch echte Kerzen am Baum“, kann man im Grunde schon aussteigen. Nur wenn man 4x hintereinander mit 3 Würfel ein 6er Pasch würfelt, brennt der Baum NICHT ab. Unnötig zu sagen, dass auch ein abbrennender Baum zum Ausscheiden aus dem Spiel führt.

Und wer hat das Spiel jetzt gewonnen?

Wie oben schon erwähnt: wer nach allen drei Tagen noch lebt. Gar nicht einfach.

Bei Gleichstand (gibt es in diesem Spiel sehr häufig), entscheidet die Position des Sympathieanzeigers. Herrscht auch hier Gleichstand, haben alle mit Gleichstand gewonnen.

Und wie ist dieses Spiel jetzt?

Ich glaube, es gibt kein Spiel auf der Welt, das dermaßen gemischte Meinungen hervorruft. Den einen ist es zu teuer (der Preis für das Spiel kann stark variieren, aber gibt man zu wenig für z.B. Geschenke oder Essen oder Alkoholika aus, können wieder Sympathiepunkte flöten gehen), den anderen ist es zu stressig, wieder anderen ist es zu aufgesetzt....

... aber egal, was man davon hält: man spielt es relativ häufig. Häufiger, als es manchem vielleicht lieb ist.

Ich selber finde: wie jedes Spiel hängt auch dieses von den Mitspielern ab. Entspannte Runden machen Spaß, hat man aber Grübler oder Hektiker am Tisch, die auf ALLE Regeln bestehen und keine Hausregeln zulassen (wir lassen z.B. die Phasen „Sich aufhübschen fürs Festessen“ und „Wohnung dekorieren“ komplett weg und variieren „Der gesamten Familie Geschenke kaufen“), kann es schon anstrengend werden.

Aber auch in diesem Fall gilt: es geht ja nur 3 Runden lang. Und dann hat man wieder ein Jahr Ruhe.

In diesem Sinne: frohe Weihnachten und nicht zu viele Völle-Chips J

(Das Weihnachtsspiel
Autor: Unbekannt (wahrscheinlich ein Ami... die erfinden ja eh alles mit Konsum und so)
Für 2 bis XXX Spieler
Ab 0 Jahren
Verlag: Christenheit)

Autor: Christoph Schlewinski

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