Montag, 13. Dezember 2010

7 Wonders

Im Vorfeld der Spielemesse in Essen 2010 hatte ich viel Zeit. So viel Zeit, wie schon seit Jahren nicht. Also bereitete ich mich das erste Mal RICHTIG auf die Messe vor, durchforstete Spieleseiten online, sah mir die Neuerscheinungen durch, lud mir Regeln runter und las sie (das tat ich in den Jahren davor auch, aber eher... na ja... mau).

Von den gefühlten 6487692 Regeln, die ich mir so durchlas, gab es vier, die es mir besonders angetan hatten und die ich auf meine "blind kaufen" Liste setzte.

Dazu gehörte 7 Wonders. Mittlerweile kam es sechs Mal auf den Tisch und zwar mit:

- Volker
- Petra
- Ulli
- Anke
- Christian

Eine Partie zu viert und fünf Partien zu dritt.

So, genug mit den Statistiken.

Worum geht es denn jetzt in diesem Spiel?

Jeder Spieler ist der Herrscher einer antiken Zivilisation und muss versuchen, sein Volk zu Ruhm, Ehre, Macht und vor allem: haufenweise Siegpunkten zu führen.

Und jeder, der sich jetzt denkt: "oh weh, ne Zivilisation aufbauen. Das dauert doch wieder Stunden und das sind so viele Regeln und das alles!!!" - dem kann ich nur sagen: nein, nein, nein. In "7 Wonders" bewegt man keine Armeen, erfindet keine Glühbirne oder die Nasa und sitzt auch nicht 12 Stunden dran.

"7 Wonders" ist ein Kartenspiel, das, wenn man es schon mal gespielt hat, fast keine Fragen mehr offen lässt (ähnlich, wie Dominion. Wobei Dominion in diesem Punkt nicht zu toppen ist, finde ich).

Und wie geht dieses Spiel jetzt?

Jeder Spieler bekommt zu Anfang eine Zivilisation, d.h. ein kleines Spielbrett auf dem eines der 7 antiken Weltwunder zu sehen ist. Dieses Spielbrett hat mehrere Funktionen:

- es dient zur Kartenablage
- es zeigt einen Rohstoff an, den man von Anfang an nutzen kann (was die Rohstoffe können, kommt noch)
- es zeigt an, wie viele Bauabschnitte das Weltwunder benötigt, bis es fertig ist (und die Belohung, die man bekommt, wenn man einen Bauabschnitt fertig hat).

Dann gibts noch 3 Taler in die Staatskasse und wir starten in die erste Epoche. Drei Epochen werden gespielt, dann ist das Spiel zu Ende.

Pro Epoche gibt es einen eigenen Kartensatz (in den - je nach Spielerzahl - bestimmte Karten gemischt werden). Sieben Karten kriegt jeder auf die Hand und es kann losgehen.

Obwohl... bevor es losgeht, sollte man vielleicht sagen, was die Karten können. Sie zeigen jeweils ein Gebäude in verschiedenen Farben und es gibt Folgende:

- braune Karten: die zeigen an, welche Rohstoffe (Holz, Lehm, Eisen usw) ich durch sie bekomme
- graue Karten: die zeigen, welche Güter (Glas, Stoff, Papier) ich durch sie bekomme

Rohstoffe und Güter braucht man für:

- blaue Karten: bringen Siegpunkte.
- gelbe Karten: erleichtern mir das Handeln oder bringen mir Taler oder auch Siegpunkte
- grüne Karten: bringen Siegpunkte
- rote Karten: stärken meine Armee
- lila Karten: bringen Siegpunkte

Was so eine Karte kostet, steht oben links auf ihr drauf. Das können Rohstoffe oder Güter oder beides sein.
ODER:
Ich muss nichts dafür bezahlen, wenn ich im Vorfeld bereits ein bestimmtes Gebäude gebaut habe.

Dass eine Karte etwas kostet, heißt aber nicht, dass man seine braunen und grauen Karten abgeben muss. Ich muss sie lediglich vor mir liegen haben, damit ich sie nutzen kann. Sollte ich dennoch mal zu wenig haben, z.B. nur zwei Lehm-Symbole auf meinen Karten, brauche aber drei, schaue ich zu meinem linken und rechten Nachbarn und mit denen kann ich dann:

- handeln: das ist denkbar einfach. Hat einer meiner Sitznachbarn einen Rohstoff oder ein Gut, was ich für meine Karte brauche, geb ich ihm zwei Taler und kann es nutzen. Gegen so einen Handel kann man sich nicht wehren - muss man aber auch nicht, denn man verliert seinen Rohstoff oder sein Gut nicht. Der Andere nutzt es lediglich für seine Karte mit.

Im Extremfall kann ich mir ALLE Rohstoffe von meinen Sitznachbarn kaufen, was natürlich entsprechend teuer wird.

Aber JETZT kann es losgehen:

Jeder Spieler sucht sich eine Karte aus und legt sie verdeckt vor sich hin. Haben das alle getan:

- decke ich meine Karte auf, wenn ich das Gebäude darauf bauen möchte

- decke ich meine Karte nicht auf, wenn ich damit einen Bauabschnitt meines Weltwunders bauen möchte (und schiebe sie unter meine Tafel, um anzuzeigen, welchen Abschnitt ich schon gebaut habe)

- decke ich meine Karte nicht auf, lege sie stattdessen in die Tischmitte und bekomme dafür drei Münzen.

Die restlichen Karten gebe ich dann an meinen linken Nachbarn weiter und bekomme die Karten von meinem Rechten... und suche mir wieder eine Karte aus. Und so weiter und so weiter.... bis ich nur noch zwei Karten auf der Hand habe. Eine davon baue ich, die andere wird ungespielt abgelegt.

Damit ist ein Zeitalter auch schon beendet. Und da wir uns in der Antike befinden und dort die Lanze recht locker saß, führen wir nun gegen unsere beiden Sitznachbarn Krieg.

Das klingt aber schlimmer, als es ist. Man verliert niemals Gebäude oder Taler oder dergleichen. Man schaut lediglich, wie viele Schild/Schwert-Symbole sich auf den eigenen roten Karten befinden. Hat man mehr, als der Nachbar, bekommt man einen Pluspunkt-Chip (und der Nachbar einen Minuspunkt-Chip). Das wars dann schon.

Die Pluspunkte werden in jedem Zeitalter mehr. Einen Punkt gibts in Epoche I, immerhin schon drei in Epoche II und stolze FÜNF in Epoche III. Da kann man schon mal gerne für aufrüsten. Minuspunkte bleiben immer gleich. Gibt immer nur einen, wenn man einen "Kampf" verliert.

Dann gibts für jeden sieben Karten aus dem nächsten Zeitalter und es geht wie oben beschrieben weiter.

Nach Epoche III endet das Spiel. Dann zählen:

- Taler (3 Stück = 1 Siegpunkt)
- die Plus- und Minuspunkte der Kriegs-Chips
- und die Punkte, die auf den Gebäuden drauf sind.

Wobei man hier noch speziell erwähnen sollte:

- die lila Karten sind sogenannte Gilden, die jede für sich auf eine andere Art Siegpunkte generiert. Eine gibt z.B. Punkte pro brauner Karte, die der linke und rechte Nachbar hat, eine gibt für jeden Kampf-Minus-Chips von links und rechts einen Siegpunkt und und und und und. 

- die grünen Karten. Auf denen gibt es immer eines von drei antiken Symbolen. Die kann man sammeln. Hat man alle drei, gibts Siegpunkte (pro 3er, den man sammeln konnte). Hat man gleiche Symbole, gibts noch mal Siegpunkte (je mehr gleiche, desto mehr Punkte). Und das ist kein "entweder oder". Hab ich, als Beispiel, drei Symbole und dazu noch von einem Symbol vier gleiche, gibts für jede Kombi Punkte.

Und wie ist dieses Spiel jetzt?

Die einhellige Meinung nach allen Runden: toll!!!

Was besonders gefiel: man kann sich in jeder Partie auf etwas anderes konzentrieren. Grüne Karten sammeln, bis der Wundheiler kommt. Oder richtig aufrüsten und damit Punkte machen. Oder sich auf blaue Karten stürzen. Oder oder oder... man kann seine Taktik auch zwischendurch wechseln und sich auf etwas anderes konzentrieren. Da man nie weiß, welche Karten man vom Nachbarn bekommt und ob das, was man braucht, wirklich dabei ist, muss man das vielleicht auch öfter tun.

Und da man immer sieht, was die anderen liegen und wie viele Taler sie haben, lass ich eine Karte vielleicht drin und geb sie an meinen Nachbarn weiter, weil er sie bauen kann - und mir dafür Rohstoffe abkauft.

Oder ich will nicht, dass der nächste eine bestimmte Karte bekommt. Dann schmeiß ich sie eben ab und sacke Taler ein... oder ich benutze sie, um einen Teil meines Weltwunders zu bauen...

Man ist also sehr sehr flexibel in allem, was man tut.

Einzig der Preis (satte 35 Euronen für ein (fast) reines Kartenspiel, dass recht verloren in einer Kosmos-typischen Quadratpackung liegt) und die Qualität der Karten (nutzen sich schnell ab und sehen üsselig aus), schreckten einige Mitspieler davon ab, es sich zu kaufen. Aber spielen wollen es alle wieder. Und wieder. Und wieder.

(7 Wonders
Repo-Productions
(2) 3-7 Spieler
ab 8 Jahren
ca. 30-45 Minuten)

Autor: Christoph Schlewinski

1 Kommentar:

  1. Jetzt gab es auch mal zwei Runden zu siebt, in denen Karten vorkamen, die ich bis dato noch gar nicht kannte... was die Sache für mich auch wieder sehr spannend machte.

    Jede 7ner Runde fand das Spiel super.

    Meine Meinung nach wie vor: klasse Spiel. Ich hoffe, ich bekomme bald mal ne Partie zu zweit hin.

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