Freitag, 20. Dezember 2013

Rokoko


All you can spiel dankt Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares...

... und bitte alle Vielspieler zu einer Partie:


Der König ruft zum Ball und alle wollen kommen... bzw. müssen kommen wollen, denn wenn Familie König einlädt und man NICHT kommt, kann man sich ja gleich den sozialen Strick umlegen. Also wird sich beim Schneider seines Vertrauens – aka ‚Die Spieler’ – entsprechend gewandet und dann wird getanzt, Feuerwerk geguckt und am Ende geschaut, wer dadurch die meisten Siegpunkte bekommt. Und bevor er mir wieder dazwischen...

IMMER DEINE EINLEITUNGEN... ECHT...

... ja genau, mein Kumpel Nörgel ist auch wieder da. Wir begrüßen euch bei Hofe zu einer Partie 'Rokoko', einem Spiel von Matthias Cramer und Louis und Stefan Malz, erschienen bei Pegasus, für zwei bis 5 Spieler ab 12 Jahren.

'Rokoko' kombiniert zwei Mechanismen:

Unten schneidert man Kleider, links kauft man das Material dafür. 
- das sogenannte 'Worker Placement' - das Platzieren von eigenen Arbeitern, oder in diesem Fall seiner 'Meister', 'Gesellen', und 'Lehrlinge' auf verschiedene Bereiche des Spielbrettes. Da kann man dann Stoffe, Garn und Spitze kaufen oder sich Kleider zum Schneidern aussuchen oder die damit ausstaffierten Adeligen zum Ball schicken oder sich einen Platz beim finalen Feuerwerk sichern oder neue Leute anstellen oder sogar den Ball selbst verschönern. Musiker, Statuen, Brunnen, all das kann man dem König spenden - der arme Mann hatte ja nix.
Und ganz oben gibts zum Schluss ein punkteträchtiges Feuerwerk.

Und dann noch:

- Handkartenmanagement. Durch das Anstellen neuer Leute bekomme ich neue Handkarten und damit auch noch mehr Möglichkeiten, etwas zu tun. Denn nicht nur die Aktion selber, für die ich einen meiner Leute spiele, kann auch ausführen. Die Meisten Angestellten haben auch selber noch eine kleine Fähigkeit, die sie ausführen können.
Die Angestellten von links nach rechts: Meister, Geselle, Lehrling.

Aber natürlich darf ich nicht wild Karten spielen. Der 'Lehrling' z.B. darf irgendwie nix. Außer Stoffe kaufen und Verschönerungen für den königlichen Ball organisieren. Der 'Geselle' darf wenigstens dazu noch ein Kleid schneidern oder sich bei der Königin einschleimen. Aber nur der 'Meister' darf alles - also auch neue Handkarten organisieren.

NA UND? DANN ORGANISIER ICH MIR HALT VIELE HANDKARTEN UND HAB DANN IMMER MASSIG VIELE MÖGLICHKEITEN...

Alle Arbeiter (Karten) kann man aber nicht auf einmal benutzen. Immer nur drei. Also muss man sich seine Runde schon sehr genau planen. Karten, die schon verbraucht wurden, bekommt man erst wieder zur Auswahl, wenn man keine Neuen nachziehen kann.

Das wäre nicht nicht mal das Kniffeligste an 'Rokoko'. Richtig hart wird es, wenn es darum geht, für was es Punkte gibt.

Für geschneiderte Kleider natürlich. Und für Verschönerungen. Und für einen Platz beim Feuerwerk auch.
Aber es gibt auch Punkte für die ersten, die in allen Bereichen des Schlosses Adelige unterbringen konnten. Und für die Mehrheit in jedem Tanzsaal und der Terrasse gibts auch noch Punkte. Und für manche Handkarten auch. Und für übrig gebliebenes Geld. Punkte, Punkte, Punkte. 
So sehen Stoffe, Garn und Spitze bei 'Rokoko' aus.

DAS MUSS MAN ABER ERST MAL DURCHSCHAUEN, ODER?

So siehts aus. Das muss man, Nörgel. Und zwar DRINGEND!!! Denn wenn man bei 'Rokoko' nicht durchschaut, was wie viele Punkte gibt, dann braucht man es gar nicht spielen - bzw. wird es auch nie wieder spielen, denn dann wird man weit weit abgeschlagen hinter allen sitzen und sich fragen, weshalb man seine Zeit in dieses Spiel investiert hat.

Und das sind Gewandungen, die man damit schneidern kann.
'Rokoko' ist ganz klar ein Spiel für Vielspieler - oder zumindest sehr sehr SEHR interessierte Gelegenheitsspieler.  Dabei lassen die Regeln keine Wünsche offen, alles ist klar erklärt, schön illustriert und es ist - an sich - auch kein schweres Spiel...

ABER...

... aber es ist sehr hart. Hat einen hohen Konkurrenz- und Ärgerfaktor. Hat eine...

ICH WILL AUCH...

... sehr langwierige Punkte-zählen-Phase am Ende...

DARF ICH JETZT???

Ist ja gut, Nörgel... was willst du sagen?

ZU VIERT ODER FÜNFT KANN ES UNGLAUBLICH LANGE DAUERN. DREI STUNDEN SIND DA KEINE SELTENHEIT, WENN MAN 'NACHDENKER' AM TISCH HAT.

Das tut wohl stimmen tun. Mit 4 oder 5 kann man 'Rokoko' wirklich nur bei richtigen Vielspielern auf den Tisch bringen. 
Die Adelsdamen und Herren bereits zum Ball.

Dabei ist das Thema fantastisch, sehr atmosphärisch, alles macht Sinn. Es ist fast schon Spieler-Massentauglich. Klar muss ich erst mal Stoffe kaufen, damit ich Kleider schneidern kann. Und klar kann ich mich beim König einschleimen, indem ich ihm einen Musiker in einen Ballsaal setze (wieso Statuen Punkte multiplizieren oder Brunnen extra Einkommen erzeugen, war jetzt weniger schlüssig, störte aber kaum einen).
Aber das alles darf nicht darüber hinweg täuschen, dass 'Rokoko' ein knallhartes Spiel ist. Hier wird sich ständig alles vor der Nase weggeschnappt. Stoffe, Kleider, Tanzplätze, Musiker, einfach alles. 
Die Spielerleiste, die einem zeigt, was welcher Angestellte überhaupt machen darf... und jede Menge Holzscheiben...
Den Frust, der dadurch entstehen kann, muss man mögen. Sonst braucht man 'Rokoko' gar nicht erst probieren. Außederm ist dieses Spiel keines, was man 'mal-eben-so-aus-dem-Bauch-heraus' spielen sollte. Bei 'Rokoko' braucht man einen Plan. Und den sollte man auch so konsequent wie möglich verfolgen. Sonst sieht es mit dem Sieg düster aus.

Und die Endwertung macht am Besten ein Spieler für alle. Es gibt zwar eine extra Karte, auf der Schritt für Schritt erklärt ist, was man wann werten soll. Aber das dauert seine Zeit. Besonders, wenn alle Spieler sehr fleißige Schneider waren und die Ballsäle vor Tanzenden nur so platzen.

ABER WIE IST DAS SPIEL DENN JETZT? SAG DOCH MAL WAS DAZU!!!

Wie findest du denn das Spiel, Nörgel?

WIE JETZT? ICH? IM ERNST? ICH DARF DAS SAGEN?

Ja, klar. Sag...

OKAY, ALSO: FÜR ZWEI ODER DREI SPIELER FIND ICH DAS TOLL. VOR ALLEM WEGEN DER SPIELDAUER. DA IST DAS AUCH NICHT GANZ SO HART. 4 ODER 5 SPIELER... TJA... DA WEISS ICH NICHT GENAU, OB ICH MIR DAS NOCH MAL ANTUN WÜRDE...

Dem schließ ich mich an. Und nicht nur ich, auch meine Mitspieler. Es gab nur wenige, die eine 4er oder 5er Partie super fanden. Den Meisten sagte dass eher als 2er oder 3er Spiel zu.

Aber auch da gingen die Meinungen auseinander. 'Rokoko' bekommt unglaublich gemischte Noten bei meinen Spielern.

Ich selber finde, das ist ein tolles Spiel. Gerade wegen des Themas, der Atmosphäre und des wirklich sehr sehr eleganten Spielmechanismus. Leider hat es das Pech, in einem Jahrgang aufzutauchen, der - was die komplexeren Spiele angeht - so stark ist, wie schon lange keiner mehr. Und vor allem auch so thematisch und atmosphärisch. Vor drei Jahren hätte 'Rokoko' wahrscheinlich alle vor Neid erblassen lassen. Aber in diesem Jahr ist die Konkurrenz einfach sehr sehr groß. Will sagen: zu zweit oder dritt würde ICH es noch mal rausholen. Aber wenn sich vier oder fünf Spieler am Tisch befinden, würde ich wahrscheinlich zu etwas anderem greifen.

Aber egal, was ich/wir denken: reizt euch 'Rokoko' nachdem ihr das gelesen habt? Dann probiert es dringend aus.

In diesem Sinne sagen mein Kumpel Nörgel...

DAS BIN ICH...

... und ich: spielt all you can und bis zum nächste Mal.

Rokoko
Von Matthias Carmer, Louis Malz, Stefan Malz
Erschienen bei Pegasus
Für 2-5 Spieler
ab 12 Jahren
Dauer: zwischen 50-180 Minuten

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