Montag, 27. Juni 2011

"Spiel des Jahres 2011" Teil 1: die böse böse Liste

Und natürlich habe auch ich eine Meinung zum Spiel des Jahres. Ob sie einen interessiert, bei all der Meinungsfülle, die gerade an diesen Tagen durchs Netz geht, ist fraglich. Aber ich poste sie trotzdem Mal. Kostet ja nichts und dann ist es aus meinem System raus. Quasi therapeutisch...

  
Probleme mit den diesjährigen nomminierten Spielen und dem neuen "Kennerspiel" Preis hatte ich von Anfang an. Man macht zwei Preise... aber nur eine gemeinsame Empfehlungsliste. Auf der dann "Die Burgen von Burgund" neben "Safranito" oder "Luna" neben "Geistesblitz" stehen. Also Spiele, die von der Schwierigkeit so dermaßen unterschiedlich sind, wie Spiele nur sein können.
 
Versetzte ich mich in eine Familie, die sich jedes Jahr auf jeden Fall das Spiel des Jahres kaufen und vielleicht noch ein bis zwei Titel von der Empfehlungsliste, dann könnte ich mir das so vorstellen:
 
Mutti: "Guckt mal hier, bei dem Spiel muss man etwas mit Worten machen..."
Sohn: "Nee, Worte find ich doof. Burgen find ich super. Kauf das Spiel mit den Burgen..."
Papi: "Burgen find ich gut, lasst uns das nehmen."
Tochter: "Ich will aber das Spiel mit der Mondpriesterin. Das klingt cool..."
 
Alle sehen sich an... und "Luna" (das Spiel mit der Mondpriesterin) wird gekauft....
... zu Hause ausgepackt...
... und nach 2 Stunden frustriert wieder eingepackt, weil es eines der Spiele ist, die sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten haben... zu viele für eine Familie, die zwei bis drei Spiele im Jahr kaufen. Und diese ebenso oft spielen.
 
Natürlich ist das reichlich plakativ von mir (und soll "Luna" auf KEINEN FALL zu einem schlechten Spiel degradieren!!!!!!), aber es ist ein Beispiel dafür, was alles passieren KANN.  Für Spiele wie "Luna" oder "Die Burgen von Burgund" hätte es eine "Empfelungsliste für das Kennerspiel" geben müssen. Wozu zwei Preise, wenn man letztendlich die erwähnenswerten Spiele, die es nicht ins Rennen um den Hauptpreis geschafft haben, wieder in einen Topf wirft. Und damit den Endverbraucher zu eventuellen Käufen animiert, die ihn frustrieren?
 
Meine oben plakativ beschriebene Familie hätte wahrscheinlich so eine "Kenner-Empfehlungsliste" wahrgenommen, sie durchgelesen, interessiert genickt, wäre dann wieder zur Liste der Familienspiele zurück gekehrt, hätten sich eines davon gekauft und wären zufrieden gewesen.
 
Ein weiteres Manko des aktuellen Prozedere: viele wirklich gute Spiele sind ohne extra Empfehlungsliste im Orkus des Vergessens gelandet. Nämlich (aus meiner subjektiven Sicht natürlich) folgende:


- Merkator
- Pantheon
- Navegador
- London
- Troyes
- Habemus Papam 
- Grand Cru

Alles super Spiele, die eine breitere Beachtung verdient hätten... und jetzt nur dem sich sowieso schon gut informierten "Profi-Spieler" ein Begriff sind.
 
Ist der Preis "Spiel des Jahres" nicht auch dafür da? Um zu zeigen: "Guckt mal, Leute, was es sonst noch so alles gibt. Anspruchsvolle, komplexe Spiele, an die man sich mal heran trauen sollte. Probiert die ruhig aus!" 
 
Ich finde schon. Besonders, wenn man ihm einen neuen, grauen Bruder zur Seite stellt. Ich hatte wirklich ein wenig Hoffnung in den neuen "Kenner-Preis" gesetzt. Diese wurde jetzt nicht ganz totgeschlagen... aber sie strahlt auch nicht so, wie ich es gedacht hätte.
 
Natürlich muss man immer Startschwierigkeiten abziehen. Dinge müssen sich erst eingrooven, man muss einen Weg findet usw. usw. Aber dennoch: zwei Preise für zwei unterschiedliche Zielgruppen und eine gemeinsame Empfehlungsliste... geht gar nicht. Meine Meinung. Subjektiv. Versteht sich.

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