Als Patrizier im alten Rom hatte man es schon schwer.
Morgens aufstehen und sich fragen, ob man die Wilden im Rest Europas
unterwerfen soll... oder vielleicht ein bisschen an Rom weiter bauen könnte...
oder mal den Senat aufmischen... oder ein
bisschen Handel treiben... oder Kaiser Trajan eine Kleinigkeit schenken,
damit er einen mit Gunst überhäuft... oder gucken, was am Forum so los ist...
aber was ist das? Das Volk will etwas? Brot? Spiele? Seelenheil? *STÖHN* Na
gut, dann guck ich mal, ob ich es zufriedenstellen kann.
„First world problems“ nennt man so etwas wohl, denn vor all
diesen Entscheidungen steht man als Spieler von „Trajan“ dem neuen Spiel von
Stefan Feld, erschienen im neu gegründeten „Ammonit“ Verlag. Nur nichts tun
bringt keine Punkte... aber nichts tun kann man nicht. Also gibt’s für (fast)
alles Punkte. Aber – wie bei Herrn Feld üblich – muss man sich schon genau
überlegen, was man wie macht... und die Wünsche des gemeinen Volkes sollte man
unter keinen Umständen aus den Augen verlieren. Sonst gibt’s einen hinten
drauf.
Klingt gut. Wie geht’s denn jetzt?
Bei „Trajan“ müssen wir Spieler aus den üppigen
Möglichkeiten, Siegpunkte abzugreifen, das Beste machen. Dabei können wir auf
folgende Aktionen zurückgreifen:
1: Waren
verschiffen
2: Ein
Forumsplättchen nehmen
3: Einen
Feldherren oder eine Legion bewegen
4: Den Senat
besuchen
5: Ein
Trajansplättchen nehmen
6: Gebäude
bauen
Gleich schon
mal vorweg: die Art, wie man sich seine Aktion aussucht, erzeugt bei den ersten
Partien immer ein großes „Hallo!“, denn wir sagen nicht einfach plump „ich bau
jetzt was“ sondern müssen auf unserem Tableau farbige Steine von Schale zu
Schale bewegen (wie beim „Mankala“ Spiel... eine wirklich schöne Idee von Herrn
Feld, diesen Mechanismus so zu übernehmen).
Ich mach
also eine Kuhle leer und fülle im Uhrzeigersinn die Nachfolgenden mit jeweils
einem Stein. Die Schale in der ich ende zeigt an, welche Aktion ich mache.
Sollten sich
durch Zufall oder geniale Planung zwei Farben in der Schale befinden, die auf
den anliegenden Trajans-Plättchen zu sehen sind, bekomme ich den Bonus auf dem
Plättchen – und selbiges wandert aus dem Spiel.
Was kann ich
also tun? Enden ich bei der Aktion „Hafen“ kann ich mir entweder eine
Warenkarte nehmen (eine offen ausliegende oder vom verdeckten Stapel), oder
Waren verschiffen.
Drei Schiffe
stehen zur Auswahl, die verschiedene Kombinationen von Waren wollen. Bei einem
müssen es verschiedene einzelne Karten sein, beim nächsten verschiedene Paare
und beim Letzten gleiche Karten. Je mehr ich verschiffen kann, desto mehr
Punkte gibt’s natürlich auch...
... und ich
lach mir einen, wenn ich das als Erster gemacht hab, denn dann wird das Schiff
auf die Rückseite gedreht und für den Rest der Runde bekommen die Mitspieler
weniger Punkte dafür (eat this, ihr Schweinepriester).
Mit der
Aktion „Armee“ kann ich entweder mein Feldlager mit einer Legion aufstocken,
oder meinen General in ein angrenzendes Land bewegen und das Plättchen
abgreifen oder eine Legion zu meinem General stellen und damit die Siegpunkte
einsacken.
Bei der
Aktion „Bauen“ kann ich entweder einen Arbeiter ins Arbeitslager schicken, oder
von da aus nach Rom, um ein Gebäude zu bauen und dafür die aufgedruckten
Siegpunkte zu kassieren. Bau ich mein Erstes dieser Sorte, gibt’s für mich noch
eine Bonusaktion, die ich sofort machen kann. Und Gebäude bringen auch noch am
Ende Siegpunkte. Drei einer Sorte 10 und vier einer Sorte 20. Und NATÜRLICH
gibt’s nur vier von jeder Sorte. Da heißt es: schneller sein, als die doofen
Konkurrenten.
Mit dem
„Senat“ bewege ich meinen Senatsstein ein Feld weiter und bekomm dafür die
aufgedruckten Siegpunkte. Und dazu noch Wahlstimmen. Wer nach der
Zwischenwertung (wann die ist, kommt noch) die meisten davon hat, darf sich
eine der ausliegenden Bonustafeln aussuchen (und wer die zweit Meisten hat, die
andere – die aber mit der Seite, die weniger bringt). Die bringen bei Spielende
entweder Siegpunkte für bestimmte Waren, die man verschifft hat, oder für
Legionen oder für Arbeiter oder für Bonustafeln... und damit kann man eine
MENGE Punkte machen. Wenn man es richtig anstellt.
Bei „Trajan“
suche ich mir ein offen liegendes Trajansplättchen aus und lege es an die
Kuhle, an der meine Trajans-Säule steht. Die kommt dann auf die nächste freie
Kuhle.
Und dann
noch das „Forum“. Hier nehm ich mir einfach eines der ausliegenden Plättchen
und leg das erst Mal auf mein Tableau. Das kann ein Wunsch des Volkes sein oder
noch mehr Senatsstimmen oder vielleicht sogar eine Bonusaktion, die ich mir für
später aufheben kann.
Was war denn
jetzt mit dem Volk? Das wollte doch was...
Oh ja, das
will was. Aber zuerst sollte man wissen, wann so eine Runde zu Ende ist.
Immer, wenn
ich Steine aus einer Schale nehme, sage ich an, wie viele... und ein
verantwortungsvoller Mitspieler bewegt den Zeitstein auf der Zeitleiste untem am Spielplan genauso viele Felder
weiter im Uhrzeigersinn.
Kommt der
Zeitstein dabei über das Startfeld, ist eine Runde vorbei und das Volk äußert
einen Wunsch. Das kann entweder „Brot“ oder „Spiele“ oder „Seelenheil“ sein.
Drei dieser
Dinge will das Volk – und nach Runde vier gibt’s eine Zwischenwertung. Da
schaut jeder, wie viele Wünsche er erfüllen konnte. Und je mehr man nicht
befriedigen konnte, desto mehr Minuspunkte gibt’s für einen.
Volkes
Wünsche kann ich entweder beim „Forum“ sammeln oder indem ich mit meinem
General durch Europa wandere – vorausgesetzt, es liegen irgendwo diese
Plättchen aus. Es kann durchaus sein, dass ein Wunsch nirgendwo ausliegt. Dann
heißt es eben für alle Spieler: Minuspunkte.
Es gibt
allerdings auch Trajans-Plättchen, die, wenn man sie erfüllt hat, permanent
eine Forderung des Pöbels erfüllen. Da hat man es dann ein wenig einfacher, dem
Zorn des Plebs (und den Minuspunkten) zu entgehen.
Nach jeder
Zwischenwertung werden alle ausliegenden Forumsplättchen eingesammelt und Neue
ausgelegt, die Schiffe wieder auf die „mehr Punkte“ Seite gedreht, alle
Senatssteine kommen wieder auf „0“ und zwei neue Bonuspunkt-Tafeln werden
aufgedeckt.
Und wann ist
das Spiel zu Ende?
Nach der
4ten Zwischenwertung. Dann gibt’s noch Punkte für gleiche Gebäude, für
Bonusplättchen, die man beim Senat bekommen hat und für Arbeiter und Legionen,
die sich noch in den jeweiligen Lagern befinden. Und dann wars das.
Aha. Klingt
alles reichlich kompliziert, wenn du mich fragst. Und wie ist das jetzt so?
Volker:
findet es fantastisch und will es unbedingt haben.
Petra:
findet es super und spielt es immer wieder gerne.
Ulli:
ebenfalls.
Ueli:
ebenfalls.
Andere
Mitspieler: toll, super, klasse.
Und ich:
super Spiel!!! Eines der besten des aktuellen Jahrgangs.
Man muss
aber auch sagen: die erste Partie ist zum Kennenlernen. Man ist erst Mal
reichlich überfordert, was man wie machen soll. Und was sich überhaupt lohnt.
20 Siegpunkte für vier gleiche Gebäude – das ist eine Menge. Aber wenn die
blöden Schweine von Mitspielern da auch drauf spielen, hat man vielleicht schon
etliche Aktionen damit verschwendet und hätte lieber Waren verschiffen
sollen... oder Senatsstimmen abgreifen, damit man Bonustafeln bekommt oder was
erobern für Siegpunkte.
Spielt man
es allerdings zum zweiten Mal, ist es überraschend eingänglich und auch relativ
selbsterklärend. Wir mussten ab Partie zwei die Regeln nur für ein paar kleine
Detailfragen heranziehen. Und das ist immer ein gutes Zeichen.
Dazu ist es
hervorragend ausgestattet mit massig viel Zeugs, alles gut gestaltet und
übersichtlich.
WENN es was
zu meckern gibt (aber auf hohem Niveau), dann: es gibt keine Kurzübersicht für
die Spieler und: in den deutschen Regeln fehlt die Passage, dass Gebäude einem
sofort die Siegpunkte geben, die drauf stehen. Aber das steht in den englischen
Regeln.
Viele sagen,
„Trajan“ ist ein sogenanntes „Vielspieler“ Spiel. Das mag vielleicht auch sein.
Aber wenn man es richtig rüber bringt, kann man damit auch Spieler ansprechen,
die so eine Art von Spiel wenig bis gar nicht auf den Tisch bringen.
UND: kennt
man „Trajan“ schon und spielt stellt es anderen vor, sollte man dringend Strategietipps
geben. Das erhöht den Spielspaß für die Neulinge ungemein.
Trajan
Von Stefan
Feld
Ammonit
Verlag
Für 2-4
Spieler ab 10 Jahren
Rezension:
Christoph Schlewinski
Vielen Dank an den "Ammonit" Verlag für die Bereitstellung der Fotos!
Vielen Dank an den "Ammonit" Verlag für die Bereitstellung der Fotos!
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